- Mit dem Für und Wider des Radschnellweges hat sich die Politik – und das kann ich für die SPD-Fraktion ganz sicher sagen, sehr lange, d. h. über Jahre, sehr intensiv auseinandergesetzt. Wir haben oft über die unterschiedlichen Argumente diskutiert und auch, ob nicht eine Bahn mehr Sinn macht, als ein Radschnellweg.
- Natürlich ist auch den Befürwortern des Radschnellweges klar, dass es Argumente gegen den Radweg und für eine Bahn gibt. Für mich sind weder alle Pro- noch die Contra-Positionen grundsätzlich und prinzipiell total falsch oder richtig. Es gibt wie so oft nicht nur schwarz und weiß. Aber wenn wir etwas voranbringen wollen, nein voranbringen müssen, wie jetzt die dringend notwendige Verkehrswende, dann kann man nicht so lange diskutieren, bis sich alle einvernehmlich in den Armen liegen. Deshalb hat die Politik, haben demokratisch gewählte Volksvertreter, in einem wirklich komplexen Abwägungsprozess eine Mehrheitsentscheidung getroffen.
Die Planungen für den Radschnellweg sind weit gediehen, die Investitionsmittel stehen zur Verfügung. Folglich finde ich es jetzt absurd, wenn nun eine Gruppe von Bürgerinnen und Bürger kommt und meint: Diese demokratische Entscheidung passt uns nicht und versucht, das Vorhaben mit allen Mitteln zu stoppen, um ihre eigenen Visionen umzusetzen. Sie nehmen billigend in Kauf, dass wir am Ende weder das eine noch das andere haben und damit dieser Region einen erheblichen Schaden zufügen. Außerdem dürfen wir uns nicht wundern, wenn immer mehr Menschen den Eindruck gewinnen, dass Politik und Verwaltungen scheinbar nicht in der Lage sind, notwendige Veränderungen vorzunehmen und deshalb inzwischen schon zu viele Menschen die Demokratie als solche in Frage stellen.
- Noch ein paar Worte zu den Argumenten der Bahnbefürworter bzw. zu den Antragstellern:
- Zum einen sind die vorgebrachten Gründe nicht grundlegend neu und daher in den Entscheidungsprozess eingeflossen. Zum anderen geht man von Annahmen und Erwartungen aus, die einfach nicht schlüssig sind. Hierzu beispielhaft nur einige Anmerkungen:
- Da wird in der ergänzenden Begründung der Antragsteller vom 15.08. behauptet – ich zitiere: „Wer nicht direkt am geplanten Radschnellweg wohnt, hat davon rein gar nichts. Im Gegenteil. Der Radschnellweg soll ausschließlich auf der ehemaligen Bahntrasse gebaut werden“ – Zitat Ende. Es ist gefühlt 100 x erklärt worden, dass sich der Radfahrer der nicht am Radschnellweg wohnt, natürlich die kürzeste bzw. schnellste Strecke durch Rhede sucht, um dann z. B. oben an der Hardstraße auf den komfortablen und sicheren Radschnellweg zu gelangen. Dagegen kann man doch nicht ernsthaft glauben, dass jemand, der in Rhede abseits der Bahnstrecke wohnt, zum Bahnhof laufen oder mit dem Rad zum Bahnhof fahren würde, in den Zug einsteigt, in Bocholt, ggf. wieder von der Bahn aufs Fahrrad steigt, um dann zu seinem Ziel zu gelangen. Dieser Radfahrer oder Radfahrerin wäre doch meistens deutlich schneller, wenn er direkt mit dem Rad zu seinem Ziel nach Bocholt fahren würde, als sich für die Hälfte der Strecke in eine Bahn zu setzen.
- Ähnliche wird dürfte z. B. auch für Bürgerinnen in Ramsdorf, Velen und anderswo, die in Richtung Borken oder Coesfeld unterwegs sind gelten. Auch für sie hätte die Bahn höchstens einen eng begrenzten Wert.
- Im Übrigen ist für denjenigen in Rhede, die nicht mit dem Rad fahren wollen oder können
nicht die Bahn, sondern ein flexibler Stadtbusverkehr die bessere Alternative, die bekanntlich von der Rheder Politik längst eingefordert wurde. Ja, der auf den Rollator angewiesene und sogar in der Nähe des Rheder Bahnhofs wohnende Senior könnte zwar bequem in die Bahn einsteigen. Aber was hilft ihm das, wenn er sich in Bocholt am Haltepunkt der Bahn fragen muss, wie er dann mit seinem Rollator zum Krankenhaus gelangt. Inzwischen gibt es elektrisch fahrende Busse, wahrscheinlicher aber wird künftig grüner Wasserstoff den Busverkehr prägen und somit umweltfreundlich fahren. Im Übrigens sind bereits seit langem Busse im Einsatz, die bei der An- und Abfahrt abgesenkt werden, um einen bequemen Einstieg mit Kinderwagen und Rollatoren zu
ermöglichen.
- Die Antragssteller sehen die Bahn ausdrücklich auch als Möglichkeit einer umweltfreundlichen Entlastung des LKW-Verkehrs, der jetzt über die B 67 von Bocholt nach Münster rollt. Künftige Güterzüge, die mitten durch Rhede rollen, dürften auch bei dem umweltfreundlichsten Rhedenser mehr als kritisch gesehen werden. Natürlich gibt es „schöne“ große Schallschutzwände, die man längs durch Rhede ziehen kann. Aber ich bin sicher, dass auch hier grüner Wasserstoff für LKWs eine wesentlich bessere und gerade für die ländliche Region flexiblere und wirtschaftlichere Lösung ist. Dies wird auch nach Aussagen von Fachleuten zeitlich wesentlich früher realisiert werden können, als die Inbetriebnahme der hier geforderten Bahn.
- Und noch ein letztes Beispiel: Da wird von den Antragsgegner vorgetragen, dass der zwischen Bocholt und Münster verkehrende Sprinterbus keine adäquate Antwort auf die Herausforderungen einer Mobilität von Morgen sei, weil auf dieser Strecke von 100 km Staus, Behinderungen und Verspätungen vorprogrammiert seien. Ja das kommt vor, ist aber sicher nicht der Regelfall. Genauso wie die vielen Zugausfälle und Verspätungen, die bei der Bahn vorkommen, aber von den Antragstellern einfach ignoriert werden.
- Einzig das Argument der Antragsteller über eine fehlende Toilette im Sprinter hat mich als Senior überzeugt. Dafür müssen wir aber nicht die Bahn auf die Schiene bringen, sondern wäre die Nachrüstung der Sprinter eine gute Idee.
Vielen Dank!